Ich befasste mich ständig mit verschiedenen Drogen und Rauschmittel. Auch wenn ich selbst nie mehr als das Kiffen ausprobierte (und dass nach einigen Malen dann auch sein gelassen habe), hatte ich immer ein sehr grosses Interesse an Drogen. Mich faszinierte die Idee, dass ein kleiner Tropfen von einer Flüssigkeit oder eine winzige Menge einer Substanz die Gedanken, einen Menschen oder das ganze Leben für einen Moment oder manchmal für die Ewigkeit verändern können.
Mich faszinierte dieser Bereich der Chemie und des Wissens dermassen, dass ich irgendwann den Selbstversuch mit ziemlich hochprozentigem Cannabis sowohl mit Alkohol und Nikotin startete.
Ich lernte Gedanken, Gefühle und körperliche Konsequenzen kennen, die ich zuvor nur in theoretischer Form und somit überhaupt nicht kannte.
In der, ich will mal sagen, Blütezeit meines Interessen an Drogen, stand ich kurz davor, LSD zu probieren. Die Erzählungen und die ganze Thematik die in Songs, Filmen und den Erzählungen von Freunden (die schon einmal LSD konsumiert haben) klangen immer so fantasievoll und schön.
Deshalb spielten ich und ein guter Freund damals mit dem Gedanke, zusammen diese, ich sage mal, sagenumwobene Droge auszuprobieren.
Heute, etwa ein Jahr später, bin ich doch ziemlich froh dass ich dies nie getan habe. Nicht nur wegen meiner sehr schlechten Erfahrung mit dem THC sondern auch wegen einigen, hautnahen Erlebnissen, die mir ziemlich viel zu Denken gaben.
Der Text, den ich hier schreibe, ist
100% wahr...leider!
In die Schule auf die ich gehe, ist es nicht sonderlich spektakulär, geschweige den selten, wenn jemanden mit roten Augen und einem trocknen Mund antrifft. Es ist auch nicht sehr schlimm, denn viele in meinem Alter kiffen oder haben schon einmal gekifft.
Man nimmt es eigentlich mit Humor, denn es ist ja nicht gleich der Weltuntergang...denkt man.
Nun, im Vergleich zu dem, was ich in letzter Zeit miterlebt habe, ist ein absolut bekiffter Mitschüler eigentlich wirklich lustig. Auch wenn Kiffen Langzeitschäden mit sich ziehen kann, ist die Chance nicht so gross wie die Schäden, die beim Konsum von anderen Drogen entstehen.
Wie ich selbst immer war, so sind viele Jugendliche in meinem Alter schlichtweg neugierig und probieren neue, gefährliche oder verbotene Dinge aus.
In meiner Klasse haben wir zwei Leute, die es mittlerweile dazu gebracht haben, das Ausprobieren zur Tagesordnung zu machen.
Da sie jeden Tag kiffen, ist das schon längst normal geworden - für die beiden Mädchen, sowie auch für alle anderen..es sind halt die "Kiffer".
Kiffen war noch nie wirklich ein grosses Problem. Es war, ist und wird ach immer in allen Jugendkulturen verbreitet sein, genauso wie (übermässiger) Alkoholkonsum. Doch hier ist dann auch meistens bei allen Stop, denn weiter geht man schlichtweg niemand.
Doch es gibt einige Jugendkulturen, bei denen Alkohol nicht einmal in Frage kommt und Kiffen gleichgestellt mit der Zigarette ist. Bei ihnen wird auf Halluzinogene und Stimulantia wie MDMA, Amphetamin, Psychedelische Pilze oder LSD gesetzt. (Zum Teil aber auch auf Mittel wie Koffeinpillen oder verschiedne Medikamente - im Allgemeinen werden recht viel Medikamente missbraucht)
Bei vielen in diesen Jugendkulturen ist Amphetamin ein Wachmacher, denn sie in der Schule brauchen..doch dazu später mehr.
Alles begann vor zwei Wochen, am Montag Morgen in der Schule.
Ich lief gerade zu meinem Spind, wo ich meine Jacke versorgen wollte, da viel mir ein Mädchen aus meiner Klasse auf, dass total in sich gekehrt am Boden an einem Pfeiler mitten im Gang sitze.
Ich wusste von ihrem Drogenkonsum bescheid und ahnte schon, dass sie am Wochenende etwas genommen hatte. Ich vermutete jedoch einfach, dass sie wieder einmal auf einer Goaparty etwas Extasy oder MDMA zu sich genommen hatte und deshalb noch etwas zerstreut war.
Ich sass mich neben sie und fragte sie, was den los sei. Sie schaute mich an, zögerte einige Sekunden und sagte: "Alter Schwede, ich bin total verpeilt!"
Meine Vermutungen bestätigten sich somit und ich fragte sie, was sie denn konsumiert habe. Sie antwortete mit einem gespielten Lachen: "Ich habe an diesem Wochenende zum ersten Mal richtig (viel) LSD genommen."
Da ich, wie schon zu Beginn dieses Textes gesagt, sehr interessiert an den Wirkungen von Drogen bin, fragte ich sie, ob sie mir ihr Erlebnis erzählen möchte.
Ich musste nicht ein einziges Mal nachfragen oder sie unterbrechen, denn sie erzählte mir jedes einzelne Detail. Ich zog darauf hin den Schluss, dass ein LSD-Trip ein so extremes Erlebnis ist, dass man es unbedingt jemandem erzählen möchte (es sei bekanntlicherweise nur mit der Geburt und dem Tod vergleichbar). Da sie dieses Erlebnis bislang noch niemandem erzählen konnte, nutzte ich die Gelegenheit, um mein Wissen über die Droge zu erweitern.
Also hörte ich ihr still zu.
Ich hörte schon einige, eher unglaubwürdige Erzählungen von solchen Trips..jedoch meist nur einige Ausschnitte oder kurze Frequenzen der ganzen Erlebnisse, doch dass was sie mir erzählte, stellte alles, was ich bislang gehört habe, absolut in den Schatten.
Ich schildere ihre Erzählung:
Sie war am Samstag Abend mit zwei Kolleginnen bei ihrem Freund.
Alle waren leidenschaftliche Goaanhänger und Acidheads, also nahmen sie LSD.
Da das Mädchen, über dass ich erzähle, es nicht zu sehr übertreiben wollte, nahm sie nur einen halben Filz (und im Verlauf des Trips einen weiteren Viertel).
Sie erzählte mir, wie sie plötzlich Angstzustände bekam und mit sich selber redete. Sie war davon überzeugt, an Schizophrenie zu leiden.
Eine Gedankenstimme in ihrem Kopf sagte ihr, dass sie ab jetzt nie mehr normal werden würde und an Schizophrenie leide. Daraufhin begann sie dann, mit sich selbst zu reden und sich selbst zu sagen, dass das alles nicht stimme und alles nur ein Trip wäre.
Später sagte sie, das schlimme auf LSD wäre, man könne die Realität und die Fiktion unmöglich auseinanderhalten.
Da sie jedoch nicht weiterhin Panik schieben wollte, sagte sie sich (sie merkte es plötzlich aus dem tiefsten Inneren ihres Selbst), dass sie sich jetzt immer Aufgaben stellen müsse, die sie erledigen sollte, sonst gehe es ihr nicht gut.
Also stellte sie sich die Aufgabe, aufzustehen und umher zu laufen. Nach wenigen Schritten jedoch, vergass sie total was sie wollte. Sie blieb einige Minuten im Raum stehen und glotzte ihre Freunde an, die das jedoch nicht mitbekamen.
Plötzlich stellte sie sich einen neue Aufgabe: Geh auf's Klo!
Sie lief also in Richtung des Bades. Auf dem Weg begegnete sie einem Spiegel, der an der Wand hing.
Sie schaute in den Spiegel und sah sich an..doch sie sah nicht sich selbst. Sie kam sich so fremd vor. Ihre Augen waren schwarz wie die Nacht (da die Pupillen unter LSD unglaublich weit aufgehen) und ihr Gesicht verzog sich zu einer hässliche, herunterhängenden Fratze.
Sie bekam Angst und schaute weg.
Auf dem Bad, hing dummerweise noch einmal ein Spiegel, wo wieder das selbe passierte.
Dies war der Anstoss dazu, dass sie sich nun 100% sicher war, dass sie mehrere Persönlichkeiten hatte.
Irgendwann, nach ungefähr einer halben Stunde, setzte sie sich zu den anderen auf das Sofa und schaute mit ihnen Southpark.
Sie erzählte mir, sie hätte geglaubt, dass alles was am TV geschah, total auf sie bezogen gewesen wäre. Sie hätte die Figuren und Menschen ganz genau gefühlt. Sie spürte alles was gesagt wurde, jede Geste, jedes Geräusch, einfach alles.
Irgendwann am Morgen kamen dann alle wieder runter..wurden im Verlauf des Tages jedoch von einigen Backflashs gequält.
Nun sass sie also neben mir und ich hörte zu. Als sie fertig war, fragte ich sie, wie es ihr den jetzt gehe, ob sie jetzt noch etwas spüre.
Sie sagte, sie könne jetzt ganz genau spüren, was die Menschen und Mitschüler wirklich für Persönlichkeiten sind und hätte jetzt zu jedem eine ganz spezielle Verbindung. Zudem wäre alles viel heller, bunter und ab und zu etwas verzogen oder verschwommen.
"Ach ja", sagte sie, "ich kann jetzt Musik 3D hören."
Ich fragt sie verwundert, was das denn bitte bedeute.
Sie lachte (ziemlich komisch) und sagte: "Keine Ahnung wie ich das beschreiben kann..ich kann einfach..keine Ahnung, ich kann die Musik im ganzen Körper spüren und ich weiss ganz genau was der Sänger meint..die Musik spricht mit mir und ich spüre alles."
Irgendwann im Verlauf der nächsten Woche sagte sie mir, sie wolle jetzt mit allem aufhören..zumindest für einige Zeit (das Aufhören beinhaltet: THC, MDMA, Amphetamin, Ritalin, und einige mehr).
Die ganze Woche wirkte sie ziemlich weggetreten und berichtete mir ständig von Backflashs (zum Teil sogar Halluzinationen).
Am Donnerstag Abend ging sie mit den selben Freunden wieder an eine Party (diesmal an eine Geburtstagsparty), wo sie sich alle mit MDMA und Amphetamin wach hielten.
Der Plan war, am nächsten Morgen wieder in die Schule zu gehen, eine Line Amphetamin zu ziehen und so den Tag zu überstehen.
Am nächsten Tag kamen sie nicht in die Schule.
Sie gingen am Wochenende wieder auf Partys.
Sie nahmen wieder Drogen.
Sie stürzen wieder ab.
Und kamen schliesslich auch am Montag nicht in die Schule.
Woraufhin sie fast von der Schule geworfen wurden.
Als ich sie dann in einem Gespräch fragte, ob diese Drogen abhängig machen und ob sie damit aufhören könnte, sagte sie nach einigem Überlegen: "Ja und ich denke nein."
Einige Tage später lief sie planlos in der Schule herum. Ich ging auf sie zu und fragte, was los wäre.
Sie sagte: "Ich brauche Amphi!" Daraufhin erklärte sie mir, dass ihre Kollegin etwas Amphetamin in ihrem Spind hätte, sie aber nicht wisse, ob es wohl in Ordnung wäre, wenn sie ihr einfach etwas weg nehme.
Ich wusste nicht was ich sagen sollte - musste aber auch gar nicht viel sagen, denn sie war bereits am Spind der Kollegin.
Sie wühlte durch die Sachen des anderen Mädchen und nahm dann ein kleines Plastiktütchen hervor, indem es ein wenig weisses Pulver hatte.
Sie steckte es sich schnell in die Jacke und schloss den Spind wieder.
Als sie sich dann in einem leeren Klassenzimmer eine Line zog (ich durfte zu meinem Verwundern zuschauen), fragte ich sie, ob das eigentlich wirklich Amphetamin wäre, denn es sah für mich viel zu braun und unrein aus.
Daraufhin sagte sie zu meinem Staunen, dass es vielleicht Amphetamin wäre, hauptsächlich jedoch entstehe es sehr wahrscheinlich aus Abfällen aus Drogenküchen. Manchmal sei MDMA, Koffein, Kokain oder sogar Heroin dabei..man wisse es nie genau.
Dieses Mädchen, ihr Ex-Freund, ihre Kollegin und deren Schwester haben alle eines gemeinsam:
Die Psychiatrie.
Das Mädchen, von dem ich erzählt habe, ist noch nicht da..doch eventuell wird auch sie bald eingewiesen. Ihr Exfreund wurde wegen, durch Drogen verursachte, Depressionen eingewiesen.
Ihr Kolleginnen (die beiden Schwestern) waren schon einmal eingewiesen worden und werden bald wieder eingewiesen, denn sie nehmen so ziemlich jedes Wochenende LSD.
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Eine Zeichnung, entstanden in einem LSD-Rausch |
"Mit LSD sollte man extrem respektvoll und vorsichtig umgehen. Man sollte es höchstens zwei Mal im Jahr nehmen, denn was man während einem Trip lernt, reicht für ein Jahr oder noch mehr. Ausserdem sollten Jugendliche, die ja noch nicht einmal richtig ausgewachsen sind und noch kein richtiges Bild vom Leben und der Gesellschaft haben, um Himmelswillen kein LSD nehmen, die haben ja noch gar keinen richtigen Landeplatz nach einer solchen, spirituellen Reise der Sinne."
- Albert Hofmann, Entdecker des LSD